Lernen ist mehr als nur Klassenraum – Kooperation mit dem Theater Heilbronn
von Kerstin Horn
Lernen ist und sollte mehr sein als nur Klassenraum. Seit einigen Jahren pflegen wir nun schon eine Kooperation mit dem Theater Heilbronn, dessen sorgsames Programm sich zunehmend in unseren Deutsch- und Englischlehrplänen wiederfindet oder sich zur Diskussion anbietet. Doch Kooperation bedeutet für uns nicht nur regelmäßige Theaterbesuche mit unseren Klassen wie zum Beispiel „Das Herz eines Boxers“, „Tschick“, „Abraham Lincoln“, „Anne und Zeff“, „Agnes“, „Frankenstein“ oder „A Christmas Carol“. Es ist an der Zeit für einen Rückblick und ein Resümee.
Praktika am Theater
Im Rahmen unseres Schüleraustausches mit Brno, bei dem ein Schnupperpraktikum in beiden Ländern im Mittelpunkte steht, durften wir nun schon einige Male im Rahmen der Abschlusspräsentationen von interessanten Tagen am Theater hören. Unsere deutsch-tschechischen Praktikanten haben Bühnenbilder mitgestaltet, waren als Maler oder Tischler tätig und haben interessante backstage-Erfahrungen gemacht. Dafür bedanken wir uns herzlich.
Das Ballhaus – Die Geschichte Deutschlands ohne Worte (07.10.2011)
Als unsere Finnen damals das erste Mal zu Gast waren, hatten wir die großartige Gelegenheit, ihnen mit diesem Stück einen tollen Programmpunkt zu bieten. So konnten sie – auch ohne Deutschkenntnisse – die deutsche Geschichte sehen und nacherleben.
Partnerschultage – Unsere Literatur- und Theaterkurse stehen auf der Bühne (2014, 2015, 2016, 2017)
Unter dem Motto „Herzrasen“ kündigte das Theater Heilbronn die Partnerschultage 2014 an. Darunter versteht man zwei Tage, an denen Partnerschulen des Theaters die Chance haben, selbst mal in das Theater hineinschnuppern zu können, neue Dinge zu lernen und auch ihre selbst erarbeiteten Stücke auf einer richtigen Theaterbühne aufzuführen.
Unser LuT-Kurs entschied sich – gemeinsam mit unserem Herrn Leithold – ein Stück über „Suizid“ selbst zu schreiben.
Am Mittwoch dem 09.07.2014 starteten die Partnerschultage.
Mit leckeren Snacks stärkten sich die Schüler und wurden dann in die verschiedenen Workshops eingeteilt. Dort lernten sie einfache Schauspielübungen kennen, konnten Erfahrungen untereinander austauschen und in die verschiedenen Facetten des Theaters blicken.
Die Entscheidung zur Vertiefung fiel schwer, denn es wurde viel angeboten, unter anderem:
Chorisches Sprechen, Objekttheater, Storytelling, Kampfchoreografie, Synchronsprechen und Maske. Letztendlich entschied sich unser Kurs für „Storytelling/Physical“.
Der Workshop war spaßig aber auch fordernd. Unsere Schüler lernten aus sich heraus zu gehen und wie man interessante fesselnde Geschichten nur mit einem Pinsel erzählen kann.
Doch irgendwann wurde es ernst und dann hieß es Vorhang auf für die Andreas-Schneider-Schule mit „Auch das Leben wirft Schatten“. 20 Minuten voller Konzentration, jeder Schritt war besprochen, jedes Wort saß „nahezu“ perfekt und tosender Applaus belohnte unsere Schüler. Tolle Arbeit!
Da war es klar, dass unser (neuer) LuT-Kurs ebenfalls wieder dabei waren bei den folgenden Partnerschultagen und auch diesmal mit einer berührenden eigenen Inszenierung und mit tollem Erfolg. Herzlichen Glückwunsch!
Workshop Körpersprache und Stimmbildung und Vorstellung des Programms (21.09.2015)
Unsere Deutschlehrer (Vollzeitschule) kamen in den Genuss einer exklusiven Vorstellung des Programms und der „Specials“, die das Theater für unsere jungen Leute bereithält. Nahtlos ging es danach in einen sehr kurzweiligen Workshop (Körpersprache und Stimmbildung) über, bei dem wir Lehrer mal hemmungslos schreien durften. Wir bedanken uns bei „unserer“ Theaterpädagogin Frau Singer für den informativen und fröhlichen Nachmittag.
Ehrenkarten beim Start der Themenwoche: „Krieg – stell dir vor es wäre hier“
Angesichts der aktuellen und dramatischen Flüchtlingswellen im Sommer/Herbst 2015 beschloss ich zu Schuljahresbeginn spontan, meinen Plan umzustellen und beim Thema „immigration and ethnic minorities“ ganz neue Schwerpunkte zu setzen. Inmitten meiner ersten Einstiegsdiskussionen mit meiner WG12B (warum kommen eigentlich so viele Menschen zu uns, warum fliehen sie, was erwartet sie und was kann man für sie tun?) erreichte mich ein Anruf von Frau Singer: Möchten Sie als Kooperationsschule gemeinsam mit einer Klasse Ehrengäste sein beim Beginn unserer Themenwoche: Krieg? Ich musste nicht lange überlegen, das hat gepasst!
Im Anschluss an zwei Vorträge mit statistischem Background zum Thema und einer interessanten Ausstellung in der „Boxx“ erlebten meine Schüler und ich am 28.09.2015 ein wirklich atemberaubendes Zwei-Personen-Stück des Perspektivenwechsels: Es herrscht Krieg in Deutschland. Wir werden angegriffen, bombardiert, von Schleppern betrogen und in ein Land gebracht, dass uns eigentlich nicht will, mit unserer Mentalität und unserem Lebensstil nichts anfangen kann. Dieses Stück hat uns tief bewegt und die Diskussion neu entfacht.
2017 Programmvorstellung für Lehrer
Ein toller Service ist die Möglichkeit für unsere Kollegen, das kommende Programm des Theaters jedes Jahr exklusiv im Rahmen einer Lehrerveranstaltung kennen zu lernen. So können Theaterbesuche und Unterricht hervorragend aufeinander abgestimmt werden.
Ich bedanke mich ganz besonders bei Frau Singer für die tollen Angebote im Rahmen der Kooperation und bei allen Kollegen, die diese gute Zusammenarbeit tatkräftig unterstützen, sei es durch Koordination und Stammtischbesuche beim Theater oder durch die regelmäßigen Theaterbesuche der Deutsch- und Englischkolleginnen und - Kollegen mit ihren Klassen. Damit schaffen sie neue Impulse, Sichtweisen und Eindrücke bei unseren Schülern und sorgen für Prüfungsvorbereitung und/oder Abwechslung und Vertiefung im Unterricht.