Tabletunterricht im WG

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Wirtschaftsgymnasium

Neue Möglichkeiten im Lernprozess durch Einsatz von Tablets

Andreas-Schneider-Schule wird vom Kultusministerium als einzige Schule im Heilbronner Raum für Schulversuch Tablet-Klasse am Wirtschaftsgymnasium ausgewählt

Im Vorfeld

Wie gestaltet man einen Entscheidungsprozess für die Teilnahme an einem Schulversuch, wenn dafür gerade einmal knapp zwei Wochen Zeit bleiben? Man setzt auf Engagement, auf Diskussion und Abstimmung der interessierten Lehrerinnen und Lehrer! So fand sich spontan eine etwa 20-köpfige Gruppe zur Frage ob wir uns bewerben wollen und später zur Bearbeitung der Bewerbung. Das Interesse und das Engagement dieser Gruppe war so nachdrücklich, dass die Frage der Bewerbung durch das eindeutige Abstimmungsvotum sehr schnell gelöst war.

Mit kreativen Ideen aus verschiedenen Fachschaften (Mathematik, Sprachen, Informatik…) und mit ersten Überlegungen zur technischen Umsetzung wurde in einer Wochenendarbeit mit vereinten Kräften eine recht umfangreiche Bewerbung erstellt.

Für den Erfolg unserer Bewerbung hat wohl auch die technische Umsetzung gesprochen. Bereits seit mehreren Jahren entwickeln wir an der Andreas-Schneider-Schule intensiv die Weiterentwicklung unseres Unterrichtsnetzwerks unter dem Stichwort „Desktopvirtualisierung“. PC, Notebook, Thin Client, Tablet oder Smartphone – unabhängig vom Gerätetyp sollen Lernende wie auch Lehrende ortsunabhängig die Benutzeroberfläche des Unterrichtsnetzwerks zur Verfügung haben und die schulischen Programme nutzen können. Diesen technischen Stand hatten wir bereits vorbereitet, und er hat die Entscheidung zur Bewerbung sicher begünstigt.

Die Testphase: Jeweils eine neue Tablet-Klasse seit dem Schuljahr 2015/2016

Im Schuljahr 2015/2016 ging es dann los. Unsere erste Tablet-Klasse wurde mit nagelneuen Windows-Geräten ausgestattet. Lehrer wie Schüler tasteten sich vor in dieser neuen Unterrichtsform – begleitet von der ein oder anderen didaktischen oder technischen Schwierigkeit. Dennoch war für die Andreas-Schneider-Schule schnell klar: die Tablet-Klasse bietet eine tolle Chance neue Lernprozesse auszuprobieren und zu nutzen. Auch individuelle Förderung ist nicht mehr nur ein Modewort sondern real umgesetzt. So schauen Schülerinnen und Schüler beispielsweise Lernfilme in ihrem eigenen Tempo. Mündliche Aktivitäten im Fremdspracheunterricht oder sportliche Leistungsnachweise können festgehalten und später gezielt besprochen werden. Daneben gibt es verschiedene Möglichkeiten gemeinsam Aufsätze zu erstellen und Wissen in kurzweiliger Quiz-Form zu festigen. Interessant ist, dass einige Schüler trotz Tablet gern mit Büchern arbeiten während andere dankbar die digitalen Medien einsetzen – sofern sie für die beruflichen Fächer schon vorhanden sind. Leider ist dies noch nicht durchgängig der Fall. Manche tippen gern, manche machen lieber Aufschriebe per Hand. Auch im täglichen Unterricht bietet das Tablet also mehr Gestaltungsspielraum.

Ein Schulversuch ist aber auch dadurch gekennzeichnet, dass die Inhalte dieses Versuches sorgfältig getestet und kritisch beleuchtet werden. Neben den vielen Vorteilen der Tablet-Nutzung ist es uns deshalb ein Anliegen, gezielt auch die möglichen kritischen Aspekte zu sehen, die Grenzen der Anwendung zu testen, sie zu protokollieren und etwaige Nachteile für unsere Schüler zu vermeiden. Wünschenswert wären nach wie vor mehr Fortbildungen für Lehrer (besonders in beruflichen Fächern) sowie mehr Unterstützung bei der pädagogischen Umsetzung. Die Tablet-Nutzung sollte nicht – dies haben die ersten zwei Jahre gezeigt – zum Selbstzweck werden sondern stets dem pädagogischen Ziel untergeordnet bleiben. Die Tablets stellen eine tolle Unterrichtsunterstützung dar, sorgen für Abwechslung und gezielte Förderung der kritischen Mediennutzung, doch sind sie nur eine von vielen didaktischen Möglichkeiten und damit je nach Unterrichtsziel nicht immer erste Wahl.

Die letzte Runde

Zum dritten und letzten Mal wird nun im Schuljahr 2017/2018 eine Tablet-Klasse im Rahmen des Schulversuchs an den Start gehen. Neu ist (und dies hat uns die Erfahrung und die Evaluation der bisherigen Tablet-Schüler gelehrt), dass unsere neue Tablet-Klasse eine umfangreiche, viertägige Basisschulung erhalten wird. Hier lernen sie gleich zu Beginn Grundlagen des Datenschutzes, Grundlagen zur Tablet-Nutzung, den Einsatz der Kamera, sie erhalten Basiswissen zur Ordnerstruktur sowie Kenntnisse über wichtige Programme, die später eingesetzt werden; darunter beispielsweise OneNote, Quizlet, Lernvideos und Padlet.

Inzwischen steht das Thema Digitalisierung verstärkt im Fokus der Schule. Schulweites WLAN, ein intensiv genutzter und erfolgreicher Pädagogischer Tag zu diesem Thema und natürlich das steigende Bewusstsein, dass wir unsere Schüler ohne solide Medienkenntnis nicht mehr adäquat auf die Berufswelt von morgen vorbereiten, begünstigt diese Entwicklung. Auch in anderen Schularten macht man sich nun auf den Weg, gemeinsam digitalen Unterricht zu entwickeln.

Ich danke allen mitwirkenden Lehrern, insbesondere dem Projektleiter Thomas Cleesattel sowie Jutta Fichtner, Alexander Racic und Nicolle Fohrenkamm-Karaman für die Bereitschaft zur Pionierarbeit am Projekt „Tablets im Unterricht“ und wünsche nun den neu hinzu kommenden Tablet-Schülern und Tablet-Kollegen eine gut gelingende Umsetzung und einen guten Start in die letzte Runde dieses Schulversuchs.

Kerstin Horn, Abteilungsleiterin Wirtschaftsgymnasium