Was bedeutet eigentlich das Wort „toxisch“. Seit wann gibt es den Anglizismus „Influencer“. Unter dem Motto „Als Schüler kommen und als Forscher gehen“ widmete sich die WG11C zum Ende des Schuljahres 2023/2024 genau mit diesen Problemfragen im Projekt „Schüler machen Wörterbücher — Wörterbücher machen Schule“ und untersuchten dabei in Paaren und Dreiergruppen je ein Wort und erstellten dafür einen digitalen Wörterbucheintrag.
Das Projekt „Schüler machen Wörterbücher — Wörterbücher machen Schule“ hat das Ziel, aktuelle Inhalte geisteswissenschaftlicher Forschung lebendig an Schüler*innen zu vermitteln. Die Beteiligten erarbeiteten in der Projektzeit im Bereich der korpusbasierten Lexikografie selbstständig eigene Forschungsergebnisse und erhielten im Rahmen von zwei kleinen Vorlesungseinheiten einen Einblick in eine Hochschule (Uni Mannheim) und ein außeruniversitäres Forschungsinstitut.
Neben dem übergeordneten Ziel, bei den teilnehmenden Jugendlichen die Lust am Erforschen sprachlicher Zusammenhänge im Allgemeinen zu wecken, standen konkrete sprachwissenschaftliche Inhalte sowie Methoden im Mittelpunkt der Projektarbeit.
Ausgestattet mit ihren Schultablets haben die Schüler*innen der WG11C zunächst mit digitalen Sprachressourcen gearbeitet. In der ersten Projektphase beschäftigten sie sich dabei zunächst —wie in einem Wörterbuch üblich — mit der grammatischen Angabe ihrer Wörter, indem sie in verschiedenen Online-Lexika wie z. B. im Duden-Online oder auf Wiktionary recherchiert haben. Viele Gruppen bemerkten jedoch, dass es zu ihren Wörtern keine oder wenig Einträge im Internet gibt, sodass die Schüler*innen ein weiteres Analysetool kennenlernten, nämlich CosmasII. Begleitet wurde die Einführung in dieses wissenschaftliche Tool durch zwei didaktisch aufbereitete Vorlesungseinheiten von Dr. Laura Herzberg, die an der Universität Mannheim als Wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig ist. In einem spannenden Vortrag beim Besuch der Universität Mannheim erfuhren die Schüler*innen, wie Wikipedia aufgebaut ist und wie neue Wörter, sogenannte Neologismen, ins Wörterbuch aufgenommen werden. Gleichsam lernte die WG11C, dass Sprachwandel nicht immer zu Sprachverfall führen muss, sondern, dass Sprachwandel ein natürlicher Prozess ist, um Lücken im Wortschatz zu füllen.
Vor dem Hintergrund dieser theoretischen Grundlagen erarbeitete die Klasse weitere Angabeklassen ihrer Wörter wie Synonyme, Antonyme, Ober- und Unterbegriffe und charakteristische Wortkombinationen, indem sie in großen, elektronisch verfügbaren Textsammlungen wie Tageszeitungen die Analysesoftware CosmasII angewandt und Belege für ihre Angabeklassen gesucht haben. In einem nächsten Schritt ging es um die Interpretation der Ergebnisse aus der Korpusanalyse. Schließlich wurden die Jugendlichen damit vertraut gemacht, wie sie ihre neu gewonnenen Erkenntnisse zu den Wörtern ihrer Wahl strukturieren und in eine passende sprachliche Form bringen können, die von ihnen in wikibasierte Wörterbuchartikel übertragen und online im Denktionary publiziert werden kann. Um die gesamten Ergebnisse in einem Online-Wörterbuch zu publizieren, lernten die Schüler*innen die Wiki-Syntax kennen, indem sie ihre Forschungsergebnisse in einem digitalen Quellentext eingearbeitet haben. Am Ende des Projektes erstellen die einzelnen Gruppen Projektplakate zu ihren digitalen Wörterbucheinträgen, die für alle Interessierten in einer kleinen Galerie im Schulhaus zu besichtigen ist. Alle teilnehmenden Schüler*innen erhielten zum erfolgreichen Projektabschuss ein Zertifikat.
Insgesamt zeigte das Projekt, dass die Schulung der Medienkompetenz und der Umgang mit Wikis schnell auch an Schüler*innen vermittelt werden konnte und dass die Schüler*innen sehr gut motiviert sind, sich diese anzueignen. Auf der Basis einer Handreichung hatten sie keine Schwierigkeit, die Ergebnisse ihrer lexikographischen Recherchen in das Online-Wörterbuch einzupflegen. In dem Projekt ging es uns aber nicht vornehmlich um technische Fertigkeiten; vielmehr sollten die Schüler*innen an die kundige Nutzung digitaler Sprachressourcen — Korpora und Internetwörterbücher — herangeführt und dazu angeregt werden, über Sprache und Sprachwandelprozesse zu reflektieren.