Ein Konzentrationslager im Neckartal? Und dann noch in einer Schule? Davon hatten die meisten von uns noch nie gehört. Am ehesten bekannt sind noch die großen Lager wie beispielsweise Dachau. Es war der ausdrückliche Wunsch der Klassen 2KI2 und 2KI4, eine KZ-Gedenkstätte im Rahmen des Religionsunterrichts im Esslinger Modell zu besuchen. Dies führte zu einer gemeinsamen Abschlussveranstaltung der beiden Klassen am 12. Juli 2024 bei der KZ-Gedenkstätte in Mosbach-Neckarelz. Das kleine, aber feine Museum befindet sich bis heute auf dem Gelände der Grundschule Neckarelz auf dem hinteren Teil des Pausenhofs. Nach dem Vorrücken der alliierten Streitkräfte in Frankreich 1944 wurde das Konzentrationslager Natzweiler im Elsass geräumt und auf verschiedene kleinere Lager im Neckartal verlegt. Eines dieser kleineren Lager wurde in der Grundschule von Neckarelz errichtet. Warum gerade hier? Auf der anderen Seite des Neckars bei Obrigheim befanden sich große Gipsstollen, die sich für eine unterirdische Verlagerung der Rüstungsindustrie anboten. So wurde eine Flugzeugmotoren-Fabrik aus Berlin nach Obrigheim in die Gipsstollen verlegt. Ein Großteil der Arbeiter hierfür waren KZ-Insassen und Zwangsarbeiter aus der Umgebung. Hierfür wurden auf kleinstem Raum in der Grundschule in Neckarelz fast 1.000, meist politische, Häftlinge aus ganz Europa unter widrigsten Bedingungen einquartiert. Hunger und Ausbeutung waren an der Tagesordnung. Frau Roos von der Gedenkstätte gestaltete eine interessante Führung für uns, bei der wir auch zahlreiche Einzelschicksale kennenlernen durften und aktiv eingebunden wurden. Dabei stellten wir uns auch die Frage, wie die Menschen im Dorf den KZ-Insassen begegneten. Zum Beispiel war es streng verboten, den ausgehungerten Menschen Essen zuzustecken. Manche Einwohner ließen sich davon nicht abschrecken und ließen ihre Kleinkinder den Häftlingen Äpfel zustecken, da ja kleine Kinder dafür kaum bestraft werden würden. So konnten wir in diesem düsteren und grausamen Kapitel der Geschichte auch immer wieder ein Fünkchen Mitmenschlichkeit entdecken.