Abiball 2019

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13 Jahre investiert – nun kommt die Gewinnausschüttung

Kerstin Horn

 

Liebe Abiturienten, liebe Eltern und Kollegen,

gemäß Ihrem Motto heute Abend haben Sie, liebe Abiturienten, 13 Jahre investiert um endlich dort anzukommen, wo Sie heute Abend stehen. Sie haben das Abitur in der Tasche, deshalb erst einmal: herzlichen Glückwunsch!

Schauen wir doch mal genauer hin, was Sie so investiert haben und vergleichen wir Ihre Investitionen in einem kleinen Rückblick mit den Investitionen, die gerade parallel in der Welt passierten.

Informiert, analysiert, kontaktiert

Als Sie nach vielen Informationsveranstaltungen und der erfolgreichen Mittleren Reife am 12. September 2016 bei uns an der ASS eintraten, beschlossen die Briten gerade den Austritt. Sie stehen heute am Ziel, die Briten immer noch nicht.

Mit Einführungstag, Begrüßungscafe und Tablet-Workshop ging es an den Start. Ja, auch die ASS hat investiert, damit Sie gut ankommen und sich bei uns wohlfühlen.

Als Sie beim gemeinsam Tanzen mit unseren „Vabo´s“ am Internationalen Tag gegen Rassismus im Oktober 2016 ein tolles Zeichen setzten, das uns allen im emotionalen Gedächtnis bleiben wird, da war ein Mr. Trump gerade im Begriff in den Mauerbau zu investieren und mit fremdenfeindlichen Parolen eine Wahl zu gewinnen. Unser internationaler Tag war ein voller Erfolg, Trump´s Mauer steht noch immer nicht.

Malträtiert und drangsaliert

… wurden Sie von nun an mit Vokabeln und Volkswirtschaft, Formeln und Fakten, Cooper-Tests, historischen Daten, Kennzahlen, Referaten, Hausaufgaben und Klassenarbeiten. Einige legten sofort los und investierten von Anfang an in gute Noten, andere machten wohl erst einmal eine gründliche Amortisationsrechnung und überlegten sich, ob sich die eingesetzte Zeit überhaupt auszahlen würde.

Wieder andere von Ihnen investierten keineswegs nur in Schulnoten sondern auch in soziales Engagement. Es gab mit Timna Henkel und Michael Drefs ein tolles Schulsprecherteam unter Ihnen, es gab eine Bibelkreisorganisatorin, es gab Berichteschreiber, Abiballorganisatoren (mein Dank an dieser Stelle an Melea Pfitzenmeier, Michael Drefs, Leonie Gangl, Chioma Obidiegwu und Berkan Killi), es gab Kuchenbäcker und improvisierende Waffelverkäufer, Hausmesseguides und Filmproduzenten, Hilfs-Hausmeister und Mephistos, Ausflugsorganisierer, technische Mitarbeiter im Unterricht und zahlreiche engagierte Paten für die Neuankömmlinge. Einige halfen sogar im Folgejahr nochmals aus.

Doch erst mal waren Sie ja selbst noch ziemlich neu. Steinmeier wurde Bundespräsident, die Europäische Union wurde 60, und Sie wurden spätestens mit dem Kursberatungsabend so langsam zu alten Hasen, die genau wussten worauf es ankommt. Hierbei hat Sie mein langjähriger Oberstufenberater Herr Schmitt nach Kräften unterstützt. Bitte gestatten Sie mir, dass wir ihm, aber auch seiner Nachfolgerin Frau Layer, an dieser Stelle nochmal ganz herzlich danke sagen.

Organisiert, regeneriert und neu strukturiert

… ging es dann in die Kursstufe und für einige gleich weiter nach Tschechien mit unserem anderen Herrn Schmitt.

Nach der Sonnenfinsternis im August 2017 (die für einige allerdings schon in Klasse 11 anfing), kam nun die Erleuchtung bzw. das böse Erwachen. Nicht alle schafften es bis hierher. Von knapp 90 Schülerinnen und Schülern, die 2016 an den Start gingen, verabschieden wir heute zwei Drittel. Dies lag natürlich auch gern an schweren Krankheiten. Zwar täuschte niemand von Ihnen wie der kürzlich gestorbene Karl Lagerfeld eine Kinderlähmung vor, doch dafür wurden die Entschuldigungen nun bei einigen so krass, dass ein Klassenlehrer am Ende darum bat, man möge doch bitte mal wieder fehlen, weil die Entschuldigungen immer so kreativ und unterhaltsam seien.

Doch genug der Kranken. Die meisten von Ihnen fingen fleißig an in Punkte zu investieren.

Als Deutschland kurz darauf wählte, kam erstmal monatelang nichts zustande. Deutschland im Stillstand. Als Sie wählten, setzen Sie klare Prioritäten. Doch erstmal kamen die Studienbotschafter und die Orientierung wie es nach dem Abitur weitergehen könnte. Ich vermute jedoch, dass angesichts der überragenden LuT-Noten, die dieses neue Fach Ihnen beschert hat, die meisten von Ihnen begnadete Schauspieler werden. Dies zeigte sich bereits bei der Vorführung am Tage unserer Hausmesse und bei den Partnerschultagen.

Kultiviert und global orientiert

Schule und Lernen ist nicht alles. Man braucht auch ab und zu mal Highlights und Tapetenwechsel um am Ball zu bleiben. Sie gingen nach Strasbourg und Indien. Und Sie gingen nach Finnland – und kamen völlig begeistert zurück. In genau diese begeisterten Gesichter, die unsere Austauschprogramme fast immer mit sich bringen, investieren wir nun schon seit einigen Jahren, nicht immer ganz reibungslos. Denn sie kosten die Schule Geld und bedeuten viel unbezahlte Zeit der Kollegen. Mein herzlicher Dank an Rene Seyfarth, Florian Schmitt und Amelie Mitschele, die hier wirklich jedes Jahr tolle engagierte Arbeit leisten.

Die Welt reiste zum Klimagipfel, sie reisten zur BASF, zur EZB, zum Skifahren, zur Experimenta und nach Amsterdam. Zumindest ein Bus kam dort an, der andere nicht. Doch ich hab gehört, Sie vertrieben sich so lange die Zeit mit „Herrmann“ mit dem Sie im Supermarkt Gassi gingen und unterhielten eine ganze Straßenbahn mit Ihrem Gesang.

Hochtemperiert und qualifiziert

Das Wetter in Amsterdam war bescheiden, doch dafür folgte ein Jahrhundertsommer.

Die Deutsche Fußballmannschaft stieg in der Vorrunde aus, während Sie sich mit den Wahlen zur schriftlichen Prüfung für den Endspurt aufstellten.

Die Franzosen wurden Weltmeister, die ASS und die Horn wurden 50, Greta Thunberg stellte sich allein vor den schwedischen Reichstag und Sie stellten sich Ihrem letzten Schuljahr.

Inspiriert, teils motiviert, teils demotiviert

Ja, das letzte Schuljahr. Einige gaben Gas wie nie, und es machte Spaß Ihren Fortschritt zu beobachten. Andere wirkten dermaßen gechillt, als hätten sie das Abitur bereits hinter sich. Als Merkel ankündigte aufzuhören, da dachte ich, einige von Ihnen würden sich ihr noch anschließen. Doch sie rappelten sich nochmal auf, und wir versuchten Sie mit ein paar Highlights bei der Stange zu halten. In Chemnitz engagierten sich 65000 Menschen gegen Rechtsradikalismus, in unserem Doppelraum erfuhren Sie, wie Dr. Suhail Rubin sich in Pakistan gegen Terror und Verletzung der Menschenrechte engagierte. Mein Dank an dieser Stelle an unsere Frau Schramm, die diesen eindrucksvollen Vortrag möglich gemacht hat.

Kurz nachdem unser amerikanischer Gast Mr. Lemon mit Ihnen nochmal pünktlich zum Abitur und zu den Kommunikationsprüfungen die amerikanische Außenpolitik wiederholte, die in der Realität zu diesem Zeitpunkt brisant war wie nie, da bekamen Sie aus den Medien mit dem amerikanischen Shutdown und dem Kampf der Legislative gegen die Exekutive auch nochmal hautnah die US Innenpolitik mit. In Zeiten der weltweiten Sorge um die Demokratie bekamen Sie live eine kostenlose Wiederholung zur Gewaltenteilung. Die älteste Demokratie der Welt bäumte sich auf und wies ihren Präsidenten schließlich in die Schranken.

Als die Amerikaner gerade kein Geld bekamen, bekamen die Deutschen dafür mehr, ein neuer Mindestlohn feierte Einzug. Den bekamen Sie im Kreuzle zwar nicht, doch dafür wurde nochmal nach Kräften Mathe und BWL gebüffelt. Vielen Dank an die Mathe- und BWL-Kollegen, die sich hier jedes Jahr ganz toll mit erheblichem Mehraufwand engagieren.

Das schriftliche Abitur kam und ging ziemlich geräuschlos, zumindest bei uns im Beruflichen Gymnasium. „War fair“ kommentierten Sie im Treppenhaus meistens kurz.

Ein letztes Highlight zur Motivation versuchte ich danach nochmal - nach all den Sachtexten und all den Aufsätzen - mit einer Lektüre von Arthur Miller. Ist doch mal was ganz anderes, dachte ich. Ja… dachte ich. Die Luft war raus. Der Theaterbesuch Hexenjagd kam da schon besser an mit seinen Parallelen zu den aktuellen Hetzkampagnen im Internet.

Dehydriert und honoriert

Bei rasant steigender Hitze kam der Endspurt. Die letzten, recht geballten Klassenarbeiten standen an. Herr Lagerfeld forderte einst den 48-Stunden-Tag, da er mit 24 Stunden einfach nicht auskam. Vielleicht ging es Ihnen jetzt ähnlich. Das Grundgesetz wurde 70, mitsamt vieler mahnender Worte zum Werte- und Demokratieerhalt in einer rauer werdenden Gesellschaft. Doch das ging ziemlich an Ihnen vorbei. Die letzten Punkte im Block I mussten gerettet, die mündlichen Themen mussten abgegeben und vorbereitet, die schriftlichen Ergebnisse mussten verkraftet, die Grillpartys beim Kollegen Leithold mussten besucht werden, die Sportler mussten ihre praktische Prüfung hinter sich bringen, Abiball und Abizeitschrift mussten vorbereitet und Zukunftspläne mussten spätestens jetzt geschmiedet werden. Ob Neuseeland, Lehramt, Chemiestudium, Kommunikationswissenschaften oder BWL, die meisten von Ihnen wissen sehr genau wie es weiter geht.

Die Vorbereitung zur Mündlichen Prüfung passierte gefühlt in der Wüste bei knapp 40 Grad. Doch die meisten von Ihnen haben es trotzdem prima hingekriegt.

Heute haben Sie nun mindestens 13 Jahre Schule hinter sich. 13 Jahre investiert, nun kommt gleich tatsächlich die Gewinnausschüttung.

Doch die Investitionen werden weiter gehen. Dies ist für die meisten erst der Anfang. Ich wünsche Ihnen, dass Sie bei Ihrer privaten und beruflichen Investitionsplanung immer ein gutes Händchen haben, und dass nicht immer nur die Wirtschaftlichkeit zählt und die persönlichen Ziele. Albert Einstein sagte einmal: „Der Sinn des Lebens besteht nicht darin ein erfolgreicher Mensch zu sein, sondern ein wertvoller“.

Auf dass Sie in Ihrem Leben viel bekommen, aber der Gesellschaft auch viel zurückgeben. Es war schön, so tolle junge Leute wie Sie kennen zu lernen. Alles Gute für Sie!